Rezension // Die Unversehrten von Tanja Paar

Fast täglich schlendere ich einmal bei der Haymon Buchhandlung in Innsbruck vorbei, die auf ihrem „Fensterbrett“ eine schöne Auswahl an Büchern präsentiert. Das Cover von Die Unversehrten war auch plötzlich da und fiel mir sofort ins Auge – zu komisch, dass mir nur wenige Tage später die Haymon-Programmleiterin das Debüt ans Herz legte und mir ein Exemplar übergab. So viel vorweg: Sie hatte nicht zuviel versprochen.

Inhaltsangabe zu Die Unversehrten

Die Protagonisten des Romans sind relativ schnell aufgezählt: auf einer Seite haben wir Violenta (Vio) auf der anderen Seite steht Klara und mittendrin Martin, der sich beiden Frauen verbunden fühlt. Ganz plötzlich ist auch Christina da, denn Klara wird kurz nachdem sie Martin kennengelernt hat schwanger. Martin hat das Ding mit der „offenen Beziehung“ doch etwas zu ernst genommen und sich neben Vio auch mit einer zweiten Frau (Klara) getroffen. Die Konsequenz daraus: Vio verlässt Martin und kehrt erst zehn Jahre später mit großem Verlangen nach ihrem Martin wieder zurück, inklusive Kinderwunsch. Martin steht plötzlich zwischen zwei Stühlen: einerseits hat er sich mit Klara in der Ehe arrangiert und gemeinsam mit ihrem Kind Christina sind sie zu einer Familie geworden; Vio hingegen hatte schon immer etwas Reizvolles an sich und wusste stets wie sie Martin um den Finger wickeln kann. Wofür er sich wohl entscheiden wird?

Meine Gedanken zum Buch

Das Lesen dieses rasanten Debüts war wie ein wilder Ritt durch einen Ameisenhaufen. Die Erzählung entwickelt tatsächlich einen unglaublichen Sog, doch wird es zwischenzeitlich ganz schön unangenehm unmoralisch. Man weiß nicht recht zu welcher Partei man hält, welche Figur ihr wahres Glück verdient hat, wie man an Stelle von Klara, Martin oder Vio gehandelt hätte. Besonders ab der Rückkehr von Violenta nimmt die Erzählung richtig Fahrt auf, plötzlich ergibt auch das Präludium einen Sinn und das Ende… erwischt uns eiskalt!

Besonders gefallen haben mir die Parallelen zur griechischen Mythologie mit Medea – Violenta beschäftigt sich intensiv mit dieser Figur und stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage ob man die Vergangenheit vergessen könne. Warum Violenta (die Namensgebung ist in diesem Zusammenhang ebenso spannend, violento = Italienisch für gewaltsam) sich wie besessen mit dieser Thematik auseinandersetzt und Rache ein zentrales Motiv im Roman ist, lässt sich ganz einfach auf 150 Seiten feinster Lektüre herausfinden.

Zur Autorin Tanja Paar

Tanja Paar, geboren in Graz, wohnhaft in Wien, ist Journalistin, Moderatorin und Medientrainerin. Neben ihrem Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie in Graz, Wien und Lausanne arbeitete sie freiberuflich beim FALTER und dem Nachrichtenmagazin Profil. Danach war sie zwölf Jahre Redakteurin der österreichischen Tageszeitung derStandard. 2011 wurde sie zur „Journalistin des Jahres“ gewählt, 2015 zur „Medienlöwin“. Mit dem Besuch der Leondinger Akademie für Literatur 2015/2016 hat sie in Sachen literarisches Schreiben Nägel mit Köpfen gemacht: „Die Unversehrten“ ist ihr Debüt. [Biografie lt. Website des Haymon Verlages]

Weitere Besprechungen zu Die Unversehrten

DER STANDARD I Radio FM4 I

Am 10. Mai ließt die Autorin und Gewinnerin des TYROLIA achensee.literatour-Aufenthalts-Stipendiums aus ihrem Debütroman, zum Programm

Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Haymon Verlag als Leseexemplar zur Verfügung gestellt.

Hier geht’s zum Buch.

Buchsendung mit Tirol TV in der Wagner’schen Buchhandlung:

 

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