Buchclub // Leserunde zu Der Schritt. Das Martyrium der Kinder vom Bullenhuser Damm

Im Mai wollten wir im Buchclub gemeinsam ein Buch einer Selfpublisherin oder Selfpublishers lesen, die Entscheidung fiel nicht ganz so eindeutig wie sonst aus, doch stimmte die Mehrheit für Der Schritt. Das Martyrium der Kinder vom Bullenhuser Damm. Grund dafür ist mit Sicherheit auch das Thema der Novelle: Eine wahre Begebenheit aus der NS-Zeit, die grausamer nicht sein könnte. Doch ist das Erinnern – auch in der Form eines literarischen Textes – wichtig, damit wir nie vergessen.

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Inhaltsangabe zur Novelle von Ulrike Schimming

„Zwanzig Kinder. Zehn Jungen. Zehn Mädchen. Bekämpfung der Tuberkulose.“ (Schimming 2020, S. 56)

In der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945 wurden 20 Kinder am Bullenhuser Damm – ein Schulgebäude in Hamburg – ermordet, nachdem sie für einen medizinischen Versuch zur Erforschung von Tuberkulose missbraucht wurden. Es wird exemplarisch die Geschichte vom kleinen Italiener Sergio De Simone erzählt. Dabei stützt sich die Autorin auf Fakten, verwebt sie allerdings eng mit Fiktion. Wir erfahren vieles aus der Zeit und dem Leben im Konzentrationslager. Die Geschichte der Kinder wird aus unterschiedlichen Perspektiven, u.a. aus jener der Mutter von Sergio, dem Hausmeister der Schule, des Versuchsleiters oder der Personen, die die Kinder beaufsichtigt haben, erzählt. Zwischen den erzählerischen Teilen werden alle 20 Kinder, und das was man heute von ihnen weiß, vorgestellt. Bei einigen ist das leider nicht viel.

Meine Gedanken dazu

Dieses Buch kann wahrlich nur in kleinen Häppchen gelesen werden, ich musste mehrmals tief durchatmen. Unvorstellbar – wie oft habe ich mir das gedacht. Beim Lesen ist außerdem höchste Konzentration gefordert, denn es ist von vielen Orten und Personen die Rede. Sehr persönlich waren die kurzen Zwischenkapitel mit den Lebensläufen der Kinder – die Autorin hat dabei bewusst die Du-Ansprache gewählt und schrieb über Sergio:

„Sergio, du bist sieben Jahre und fünf Monate alt, als du in der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945 am Bullenhuser Damm zusammen mit den anderen neunzehn Kindern ermordet wirst.“ (ebd., S. 123)

Von alleine hätte ich wohl kaum zu dem Buch gegriffen, doch bin ich sehr froh darüber, dass sich die Autorin so respektvoll mit dem Thema auseinandergesetzt und für uns LeserInnen in Form dieser Novelle aufbereitet hat.

Meinungen der Buchclub-Mitglieder

Heidi sagt: „Ich fand den Aufbau der Novelle sehr gut. Man wurde nicht gleich direkt erschlagen, sondern – da man verschiede Sichten hatte – an das Ereignis herangeführt. (Abwärtsspirale). Fand es gut, dass alle bzw. viele Sichtweisen gezeigt worden sind. So konnte man auch in „die Täter“ Einblick bekommen, wie sehr sie diese Tat auch verabscheuten. Da man viele Protagonisten teilweise nur kurz kennen gelernt hat, fand ich konnte ich mich etwas distanzieren, damit wurde ich nicht die ganze Zeit verstört.“

Vera sagt: „Ich hatte großen Respekt vor dem Buch und habe es dann doch in einem Rutsch durchgelesen. Ich war überrascht, mit welcher Sensibilität und Wertschätzung dieses Buch geschrieben ist. Mir hat gut gefallen, dass die Vorstellungen der Kinder in der zweiten Person geschrieben waren. Das hat einer große Wertschätzung für die Opfer transportiert. Gut fand ich auch, dass es nicht chronologisch geschrieben war. Dadurch konnte man das Thema besser verkraften.“

Eliane sagt: „Es war echt hart, das Buch zu lesen, aber es hat sich sehr gelohnt. Ich finde, Bücher gegen das Vergessen so wichtig und dieses hier hat mir nochmals ein ganz neues Kapitel der traurigen Geschichte gezeigt.“

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