Buchclub // Leserunde zu Die Nickel Boys von Colson Whitehead

Immer wieder wird in den Sozialen Medien dazu aufgefordert mehr Bücher von schwarzen Autor*innen (bzw. People of Color) zu lesen. Initiativen wie der Black History Month rufen uns in Erinnerung, dass wir einen Blick auf unser Leseverhalten werfen sollten. Inspiriert von der aktuellen Bewegung #blacklivesmatter schien es mir mehr als angebracht im Juli ein Buch gemeinsam im Buchclub zu lesen, welches von einem farbigen Menschen geschrieben wurde. Das Rennen für sich entschieden, hat der zweifache Pulitzer Preisträger Colson Whitehead.

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Inhaltsangabe zu Die Nickel Boys von Colson Whitehead

Der junge Elwood ist fleißig, intelligent und hat ein gutes Herz. Doch meint es das Schicksal nicht gut mit ihm. Als er sich voller Zuversicht zu Fuß auf den Weg zu einer College-Vorlesung macht, hält ein Auto an, dessen Fahrer ihn bis dorthin mitnehmen sollte. Doch stellt sich heraus, dass dieser das Auto gestohlen hat. Elwood wird als Mittäter beschuldigt und kommt ins „Nickel“: „Eine Schule, mit dem Ziel der Besserung dienend, in der sich der junge Straftäter, geschützt vor schlechten Einflüssen, körperlich, geistig und moralisch ertüchtigt, um sich zu wandeln und anschließend in die Gesellschaft entlassen zu werden […]“ (Whitehead 2019, S. 83) oder wie Elwoods Freund Turner es nennt „eine rassistische Hölle“. Viele Jugendliche landen dort aufgrund (aus heutiger Sicht banalen) Vergehen wie Drückebergerei, Herumstreunen oder Unverbesserlichkeit. Weiße und Schwarze kommen dort gleichermaßen zusammen und trotzdem wird eine Gruppe schlechter behandelt als die andere. Was Elwood dort widerfährt ist schwer in Worte zu fassen, doch tut es Colson Whitehead in seinem Roman, der auf einer wahren Begebenheit beruht.

Colson Whitehead auf der Frankfurter Buchmesse
Colson Whitehead auf der Frankfurter Buchmesse 2019.

Meine Gedanken zum Roman

Ich wollte schon lange etwas von Colson Whitehead lesen. Sein Vorgänger-Roman Underground Railroad wurde mir vor einiger Zeit von meinem Buchhändler des Vertrauens empfohlen (liegt aber leider noch ungelesen zu Hause), auf der Frankfurter Buchmesse 2019 habe ich den Autor live erlebt und nun habe ich das Erscheinen des Romans als Taschenbuch bei uns im Verlag (btb) zum Anlass genommen, es endlich zu lesen. Zweifelsfrei ist Die Nickel Boys ein wichtiges Buch und wie die New York Times beschreibt „Nach Underground Railroad ein weiteres schmerzhaftes Kapitel amerikanischer Geschichte.“ Und da der Autor auch mehrfach für sein Schreiben ausgezeichnet wurde, traue ich mich fast nicht zu sagen, dass mich der Roman einfach nicht so gepackt hat. Vielleicht soll es aber auch gar nicht unterhalten, sondern aufklären und das tut es! Es ist furchtbar zu lesen, was den Jugendlichen in dieser „Besserungsanstalt“, die sich Schule nennt, zustößt. Ein Zitat ist bei mir besonders hängen geblieben: „Wenn alle wegsahen, waren auch alle Mittäter.“ (Whitehead 2019, S. 88f) Dies lässt sich auf so viele Situationen im Alltag anwenden und nicht nur im Kampf gegen Rassismus. Die aktuellen Geschehnisse zeigen, dass wir noch weiter kämpfen müssen und wie die Geschichte uns schon mehrmals gelehrt hat, können wir in der Literatur einen Beitrag dazu leisten.

P.S.: Auf den letzten Metern des Buches erwartet uns noch ein ungeahnter plot twist, der es in sich hat und viele meiner Buchclub-Kolleg*innen (inklusive mir) überrascht hat.

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Meinungen der Buchclub-Mitglieder

Vera sagt: „Der Anfang ist (meines Erachtens) langatmig, fast überflüssig. Ich finde, dass die Story ein tolles Ende aufweist, weil es kein happy end ist und doch tröstlich. Stilistisch fand ich es eher enttäuschend und wenig bildgebend. Gut fand ich die Form, in der die Brutalität thematisiert wurde: krass, erschütternd und überhaupt nicht voyeuristisch. Dafür grosses Lob.“

Charlyn zieht folgendes Fazit: „⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ Sterne für das hervorragend beschriebene Schicksal eines schwarzen Jugendlichen, dessen Leben ohne die Grausamkeiten des Rassismus, besonders in den 1960er Jahren, ganz anders ausgesehen hätte.“

Kathy sagt: „Ich habe das Buch mit sehr gemischten Emotionen beendet. Einerseits traurig und geschockt wegen Elwood, aber es hat mich auch irgendwie gefeuert, dass Turner seinen Weg gefunden hat.“

Anna-Lisa resümiert: „Mir fällt es noch schwer, eine abschließende Meinung zum Buch zu formulieren. Die Thematik ist wichtig und leider eben Realität. Denke auch, dass er wegen der wichtigen Thematik zweimal den Pulitzerpreis bekommen hat und finde es auch toll, damit die Bücher und Thematik Aufmerksamkeit bekommen. Mich selbst hat die Schreibweise nicht gepackt, mir ist sie zu nüchtern gewesen. Da haben mich Geschichten wie Americanah, The Hate u give oder An American Marriage mehr bekommen. Den Plot Twist fand ich gut, hab ich auch nicht erwartet, hat es jetzt aber für mich auch nicht „rausgerissen“. Empfehlen würd ich das Buch vom Gefühl her eher Männern.“

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WELT I Deutschlandfund I America Magazine

 

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